Reisebericht Providence 2000 Teil 2

 <   > 

Und wieder sind ein paar Tage ins Land gegangen. Eigentlich war nicht viel zu tun aber irgendwie gingen die Tage doch recht schnell vorüber. Heute ist Memorial Day, ein Feiertag, an dem die Amerikaner den gefallenen Soldaten der vergangenen Kriege gedenken. Im CRCG ist nicht allzuviel los, eigentlich nur ein paar verrückte Studenten sitzen vor den Rechnern, mich natürlich nicht ausgeschlossen. Der Feiertag viel diesmal auf einen Montag, sodaß viele sich bestimmt ein verlängertes Wochenende gegönnt haben, zudem das Wetter eigentlich relativ gut war. Kommen wir also nun zu dem Begebenheiten der vergangen Woche...


Ich hatte den Teil 1 mit dem Samstag beendet, leider wurde aus der Providence-Tour nichts, da das Wetter nach wie vor eher mässig war. Folglich verbrachte ich die folgenden Tage größtenteils im CRCG um dort ein wenig mit meiner Studienarbeit zu beginnen und mich in meinen Halbtags-Job als Hilfs-SysAdmin einzuarbeiten. Einige Zeit ging auch mit Websurfen drauf, da mein Powerbook ja nun direkt an einem 10-Base-T-Strang hängt. Schande auf mein Haupt! Die nächste Woche muß da doch etwas produktiver werden! Ich hab mir einige Shareware für den Palm zugelegt, unter anderem das recht gute Wörterbuch BDicty in der großen Variante mit ca 70.000 Einträgen für jeweils beide Sprachrichtungen. Datebook 3, die sehr gute Kalendererweiterung für den Palm hab ich mir bei der Gelegenheit auch gleich zugelegt. Webseiten über Providence ließen sich auch einige finden, ich werde sie dann am Ende des Berichtes zusammenstellen, falls es euch auch mal in diese Gegend verschlagen sollte.

Meine bisherigen Supporttätigkeiten waren eher einfacher Natur, bis auf ein sehr subtiles Erlebnis mit Microsoft Office. An dieser Stelle muß ich doch glatt mal einen Lob über die Microshit-Knowledge-Base loswerden, dort findet man wirklich für jedes Problem eine Lösung, und eins ist klar: Probleme mit Microsaft-Produkten gibts genug! Sehr interessant war beispielsweise eine Office-Neuinstallation. Word hatte sich etwas komisch verhalten und war extrem langsam, man konnte nicht so recht sehen, woran es lag, also haben wir einfach Office neuinstalliert, danach ging Access nicht mehr, Fehlermeldung: There is no license. Nach vielem Rumprobieren mit Registry-Aufräumen und Reinstallation sah Richard nur noch den Ausweg einer kompletten Rechnerneuinstallation. In der Knowledge-Base fand ich glücklicherweise einen entsprechenden Artikel mit dem eigentlich sehr einsichtigen Lösungsansatz einfach eine beliebige Schriftart zu deinstallieren, danach Office zu installieren und die Schriftart wieder zu installieren, danach gings. Manchmal fragt man sich, was für Nasen da bei MS programmieren dürfen!

Der Anfang der Woche war mit weiteren Ereignissen ähnlichem Kalibers gepflastert, ansonsten stand noch eine kleine Lab-Aufräumaktion an, weil die Inigraphics-Board-Meetings im CRCG stattfanden. Die Machine-Room-Aufräumaktion, die auch dringendst notwendig ist, wurde auf nächste Woche verschoben, bis dahin dürfte mein Handgelenk auch wieder voll einsatzfähig sein.

Verlassen wir nun meine Arbeitsstelle und gehen zurück zu meinen Schlafgemächern in der Brookstreet. Bisher kennt ihr ja nur mein Zimmer im Brookhouse, deshalb möchte ich an dieser Stelle mal ein paar Bilder von der Küche und dem Bad einfügen. Ich will garnicht so genau wissen, wie viel von dem reichlich gefüllten Kühlschrank überhaupt noch essbar ist, geschweige denn einen Besitzer hat. Wo ich schon gerade über die amerikanischen Besonderheiten erzähle kann ich ja auch gleich mal ein wenig von den sonstigen Besonderheiten des amerikanischen Haushalts erzählen. Fangen wir bei den Häusern an, eine Bauweise wie in Deutschland muß man hier nicht erwarten, entweder man viel Kohle, dann kann man ein Backsteinhaus oder etwas noch besseres bekommen, das durchschnittliche Haus sieht aber wie das Brookhaus aus (und zwar ziemlich genau so). Das heißt außen Holzverschalung, die alle paar Jahre erneuert werden muß. Schiebefenster die einfach nur unpraktisch sind (bis auf das einklemmbare Schiebegitter) bei denen es jedoch absolut unmöglich ist, Fenster zu putzen, was natürlich die Lichteinfallsmenge weiter beschränkt. Die Türen sind meist aus Holz und nicht besonders stabil, die Schlösser bestehen meist aus einem kleinen Hebelchen oder Riegel, die Schlüssel sind einfachste Bauart. Wenn man also einbrechen wollte gibt es eine Unmenge von Möglichkeiten dazu. Früher war direkt neben der Haupttür so ein paar kleine Glasfensterchen, hätte man diese eingeschlagen wäre es ein einfachstes gewesen den Riegel einfach umzulegen und schon wäre die Tür offen. Inzwischen steht ein großer Tisch davor, damit sowas nicht passiert. Kommen wir zum Bad, mal abgesehen davon, daß die Tür klemmt haben wir immerhin eine Mischbatterie, ergo kommt das Wasser aus einem Hahn, was beispielweise in England wirklich eine Seltenheit darstellt. Kommen wir nun zur Küche, billiges Holz läßt vernünftiges putzen nahezu unmöglich erscheinen, die Herdplatten sind so langsam, daß Nudelkochen zu einer Star Trek Folge einlädt. Woran ich mich inzwischen schon fast gewöhnt habe, sind die unmöglichen Verpackungsgrößen und Verschlußtechniken, auf die man so im Supermarkt trifft. Die Wasserqualität ist besser als ich befürchtet hatte, dafür würde wahrscheinlich jeder Elektriker mehrere gereizte Augen bekommen, was für Stecker die hier haben. Naja, genug gemosert, zurück gehts zu den weiteren Begebenheiten.

Am Mittwoch kam dann wieder etwas Leben in die Bude. Auf den letzten Drücker hatte Pedro erfahren, daß unsere neue Mitbewohnerin nicht erst am Freitag, sonder bereits in diesen Stunden eintreffen würde, flugs machte er sich zum Brookhause auf um noch etwas aufzuräumen und den neuen Mitbewohner in Empfang zu nehmen. Währenddessen mussten die anderen Bewohner sich einig werden, wie wir denn nun die Zimmer umverteilen, damit die Dame einen eigenen Raum bekommt. Viele Möglichkeiten blieben nicht und letztendlich blieben wir bei der Variante, daß ich unten ausziehe und in den zweiten Stock, unters Dach, ziehe. Somit hatte ich auch endlich mal Gelegenheit zu sehen, wie Inno wohnt und ich muß sagen, allzu schlecht ist es auf diesem Dachboden nicht. Es ist zwar ein ganzes Stück wärmer und ich muß mir dieses eine große Zimmer mit Inno teilen, aber dafür haben wir ein eigenes Bad mit einer schöneren Dusche und da ich ja Dachwohnungen gewohnt bin gefällts mir dort eh ein wenig besser. Der Straßenlärm ist wesentlich geringer, dafür hat man auch weniger Licht, da es nur drei kleine Fenster an den Stirnseiten gibt. Der Raum ist durch ein paar Regale und dem Schornstein in zwei Teile geteilt, der hintere ist bereits von Inno vollgeräumt, der vordere gehört nun mir, dort standen relativ kreuz-de-quer ein paar Regale und ein großes Bett rum, nach einiger Putz- und Umräumarbeit konnte ich es recht angehmen herrichten, ich denke hier kann ich mich die nächsten vier Monaten ganz wohl fühlen, sofern es nicht zu heiß wird.

Der Neuankömmling ließ auf sich warten, ihr Anschlußflug in New York flug ihr vor der Nase weg, wir sie uns im nachhinein erzählte, sie war jedenfalls mehrere Stunden zu spät und es war schon dunkel, glücklicherweise hatte sie am Flughafen eine nette Frau kennengelernt, die sie mit dem Auto bis vor unsere Haustür brachte. Sabine, so heißt unsere neue Mitbewohnerin, hat in Darmstadt an der FH Informatik studiert. Nach ein paar Monaten am IGD hat sie nun für ein paar Monate einen Job beim CRCG und beschäftigt sich dort wahrscheinlich mit Bildverarbeitung und -analyse. Ich denke, sie paßt ganz gut in unseren illustren Haufen im Brookhouse.

Mit Sabine habe ich auch gleich jemanden gefunden, mit dem ich eine kleine Providence-Downtown-Tour machen konnte, bei den Anderen scheint mir das Kulturbedürfnis etwas geringer zu sein. Prompt war auch am folgenden Tag das Wetter besser und ich ließ kurzerhand das öde im-crcg-vor-dem-computer-sitzen bleiben.

Mehr dazu im dritten Teil.