Reisebericht Providence 2000 Teil 1

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Nachdem ich mich nun etwas "synchronisiert" habe, werde ich nun man die vergangen drei Tage aufarbeiten. Inzwischen ist es Samstag, und das Jetlag ist vorüber und so langsam verschwindet das Gefühl, daß alles nur ein Traum ist. Sorry, wenns etwas ausführlich wird, aber kürzen tu ich jetzt auch nicht mehr.


Vor drei Tagen gings also los, der morgen war etwas hektisch, da ich noch nicht alles gepackt hatte und noch ein paar Kleinigkeiten erledigen wollte. Wie es halt so in der Hektik ist, habe ich auch prompt ein paar Sachen vergessen, besonders eine Armbanduhr fehlt mir. Patricks Vater, der am Flughafen arbeitet, nahm mich netterweise mit, was das Transportproblem etwas minderte, da ich ja noch immer mit meinem Handgelenk Probleme habe (was das bloß ist?). Einchecken ging recht hurtig, da ich nicht nach Chicago wollte, dort war die Schlange ungefähr zehn mal so lang. Dann fiel mir auch noch meine Armbanduhr ein, die gemütliche zuhause auf dem Balkon lag, die Solarzellen waren stark entladen und so dachte ich, würde sie vielleicht noch genug Power abbekommen, da ich sie da keine vier Monate liegen lassen wollte, hab ich also mal schnell meine Mutter angerufen. Für den Flug hab ich mir dann noch einen Spiegel gekauft und mich dann vor dem passenden Gate am Flughafen geplatzt, wo ich erst mal ne gute Stunde rumsaß. Relativ pünktlich ging es dann so gegen 11:30 Uhr los. Ich hatte glücklicherweise einen Fensterplatz und neben mir saß eine etwas ältere Frau aus Sachsen, die sehr nett war, wenn auch manchmal etwas geschwätzig. Das Flugzeug war schon etwas ausgelutscht, überstand aber den Flug wohl unbeschadet und von meiner Seite ohne Bedenken, bei dem Anschlußflug war das dann schon anders. Der ca. 10 Stunden dauernde Flug ging recht schnell vorbei, da man eigentlich andauernd beschäftigt wurde. Sei es mit den zwei Malzeiten, die erträglich waren oder mit den beiden Filmen. Der erste war Anna und der König, erhältlich in zwei Sprachen. Den hab ich mir auch noch angetan, wobei die Kopfhörer eigentlich unmöglich schlecht waren. Nach einiger Zeit konnte man sich aber an die Sprache und Tonqualität gewöhnen. Der Film drückt zwar recht viel auf die Tränendrüse aber war eigentlich ganz nett gemacht, wobei die Bilder auf dem Popelmonitor etwas schrabbelig waren. Da wäre mir doch ein Sitz in der ersten Klasse mit einem eigenen DVD-Player lieber gewesen ;-). Den zweiten Film The Grey Owl ließ ich dann links liegen, da er eh nicht so mein Geschmack ist.

In New York JFK angekommen gings also durch die ganzen Zoll- und Visa-Formalitäten. Die FhG hatte bereits ein Schreiben vorbereitet, das erklärt, was ich so hier machen soll. Damit waren sie dann auch schon zufrieden und ich konnte weiter nach meinem Gepäck suchen. Quer durch den Flughafen gings zum Anschlußflug, der eigentlich nur eine viertel Stunde entfernt war. In der Wartelounge konnte man jedoch gut beobachten, wie sie munter an dem einen Motor rumschraubten, entsprechend verspätete sich der Ablfug um lockere 90 Minuten. Dann gings endlich ans einsteigen, die Sitzplätze wurden auch noch umverteilt, weil wir angeblich zu wenig Gepäck haben mußten wir alle hinten sitzen, da fragt man sich, ob das Ding nicht abstürzt, wenn man aufsteht und sich auf die andere Seite setzt. Dennoch schaffte es der Pilot inklusive Flugzeug abzuheben und wieder sicher zu landen. Finally gegen 18 Uhr war ich also in Providence wo ich auch gleich von einem der SysAdmins des CRCG abgeholt wurde. Der brachte mich zu meiner Bleibe für die folgenden vier Monate. Ein etwas heruntergekommenes Haus in einer etwas älteren Gegend von Providence. Dort traf ich dann auch gleich auf Ingo, einem meiner Mitbewohner. Wie der Name vermuten läßt ein Deutscher. Auch die anderne Mitbewohner sind Deutsch mit einer Ausnahme, Pedro, einem Portugiesen, der Vollzeit beim CRCG beschäftigt ist. Die andern kommen aus Rostock oder Darmstadt und sind meist nur ein halbes Jahr wegen Praktika oder Diplomarbeiten hier. Das Haus ist eigentlich relativ komfortabel eingerichtet: Fernseher, Mikrowelle, Ofen, Spülmaschine, Waschmaschine, Trockner, Bügeleisen. Für die Studenten sind Handtücher und Bettwäsche da, sodaß man sich diese platzfressenden Gepäckteile sparen konnte. Ansonsten ist das Haus halt wie gesagt recht heruntergekommen und auch nicht besonders gesichert. Die Vordertür wird nicht mehr benutzt, die Hintertür hat einen einfachen Riegel, den man, nachdem man das Fenster eingeschlagen hat, einfach aufklappen könnte. In Deutschland würde man sich über solche Sicherheit kaputtlachen. Hier ist das ganz üblich so. Leider wurde wohl auch vor ein paar Wochen eingebrochen, weswegen die Haustür inzwischen besser gesichert ist, nicht jedoch die Hintertür. Von meinem Zimmer könnt ihr euch ja selbst ein Bild machen. Eventuell ziehe ich noch um oder bekomme einen Mitbewohner, das wird sich noch zeigen. Nachdem ich mich also ausgebreitetet hatte, hab ich mir das Haus mal angesehen. Da die durchgängig männliche Bewohnerschaft nicht besonders viel Wert auf Sauberkeit legen, sind gerade Bad und Küche relativ verwatzt und überall stehen noch Sachen rum die allem Anschein nach Keinem mehr gehören. Vielleicht schaffe ich es ja, die andernen davon zu überzeugen, daß wir dieses Wochenende mal ein wenig aufräumen, so abgeneigt scheinen sie nicht zu sein. Abens haben mich meine Zimmerkollegen noch mal zum CRCG gebracht. Zu Fuß ist man dort in fünf Minuten, was sehr angenehm ist. Sehr groß ist es dort indes nicht, ca. 30 Mitarbeiter und vielleicht nochmal so viele Hiwis/Studenten. Immerhin eine kleine Bibliothek und eine Cafeteria. Christian, ein WInf aus Rostock zeigt mir dann noch das Irish Pub, das gerade um die Ecke ist. Müde hab' ich mich dann nach diesem um sechs Stunden verlängerten Tag ins Bett geworfen.

Am nächsten Tag gings dann wieder auf zum CRCG um meine Mitarbeiter kennenzulernen. Was mich wirklich überraschte ist, daß ich auch gleich für meine Studienarbeit ein Büro zugewiesen bekommen habe, wo ich mich mit meinem Powerbook gleich breit machen konnte. Sehr angenehm soweit, wenn auch ohne Fenster. Ich hab dann auch gleich mit meiner Arbeit hier angefangen und mich an einen Windows NT-Installation gemacht, da ich ja immer hinter Organisation her bin, habe ich gleich angeboten ein Installationsformular für PCs zu erstellen, es gibt auch sonst einiges zu tun, also von der Arbeitsseite wirds bestimmt nicht langweilig, hoffentlich bleibt nur genug Zeit für die Studienarbeit, ich gedenke jedoch nachdem ich die nötigen Stunden abgearbeitet habe, jegliche Arbeit abzulehnen. Mal sehen, wie lange das funktioniert, soweit es allerdings aussieht werde ich eh nur Hilfstätigkeiten durchführen, und bin deswegen hoffentlich entbehrlich.

Lustig sind die Wasserspender, die man ja aus US-Filmen zu genüge kennt, recht praktisch vor allem, das diese hier auch gleich heißes Wasser liefern. Die Klimaanlage ist nicht so schlimm, wie ich befürchtet hatte, vielleicht schaffe ichs also auch ohne Schnupfen das Ganze zu überstehen. Leider schlug an diesem Tag auch das Wetter um, und es schiffte den ganzen Tag, sodaß ich meine kleine Providence-Tour erstmal verschieben mußte. Nachmittag wurde ich dann auch schlagartig nochmal müde und hatte auch ein paar Magenprobleme, also hab ich mich zuhause erst mal hingelegt.

Abends bot Pedro an, uns mit in den nächsten Supermarkt zu nehmen, der mit dem Auto in zehn Minuten zu erreichen ist. Er ist der einzige mit Auto und macht das wohl öfter. Der Stop & Shop Market hat 24 Stunden geöffnet, folglich war es kein Problem, dort um 22:30 Uhr einzukaufen und besonders viel war auch nicht los. Die Ordnung dort ist allerdings katastrophal, sehr viele Sachen stehen an mehreren Ecke. Mindestens vier Mal habe ich Tomatensaucen gesehen. Der Käse ist teilweise exorbitant teuer und der Rest auch nicht gerade billig, solange man nicht irgendwelche Buy One Get One Free oder Two for x - Angebote wahrnimmt. Mit einer Kundenkarte wirds auch noch etwas billiger, aber die gibts leider nach 22 Uhr nicht mehr. Naja, ich hab mich erst mal mit Nudeln, Müsli, Salat, Saft, Milch und sonstigen Krempel eingedeckt.

Gestern, also Freitag war dann schon fast ein normaler Arbeitstag. Das Wetter war noch immer schlecht, also war das auch kein Problem. Geld für die Zimmermiete habe ich abgehoben, erstaunlich problemlos war das mit einer EC-Karte an einem Geldautomaten möglich, mehr als 1000 DM sind aber wohl nicht drin. Man fragt sich nur, ob das Ding wirklich eine Online-Verbindung nach Deutschland aufgebaut hat, mal sehen, wann das Geld abgehoben wird und was für Gebühren anfallen. Das meiste kann man ja eh mit der Kreditkarte bezahlen.

Nun will ich mal kurz ein paar Worte zu meinen Mitbewohnern verlieren. Christian hab ich ja schon erwähnt. Mit ihm komme ich wohl am besten klar, da er ja bisher auch der einzige Informatiker ist. Wir werden wohl auch öfters zusammen kochen, gestern gabs zum Beispiel Chili con Carne und heute ist Kartoffelauflauf geplant. Er macht hier ein Praktikum für sein Studium und beschäftigt sich mit der Virtual Table, einem 3D-Projektionstisch. Pedro ist auch in der Ecke beschäftigt, er ist recht still und nuschelt vor allem so beim reden, daß man ihn kaum versteht. Beide wohnen im mittleren Stockwerk, wo auch die Küche ist. Oben wohnt Inno, der eigentlich Innocent heißt und aus Kamerun stammt. Er hat einen etwas eigenartigen Humor, den ich nicht immer verstehe, was vielleicht auch an seinem manchmal nicht einwandfreiem Deutsch liegt. Irgendwie können sie und auch ich nicht so richtig durchringen englisch zu sprechen, ich weiß noch nicht so genau, ob ich das gut finden soll. Auch sonst sind ziemlich viele Deutsche am CRCG, die mich dann auch deutsch ansprechen, sie sind wohl jetzt ganz froh, daß sie einen deutschen Ansprechpartner für die Rechnerprobleme haben. Inno jedenfalls studiert Nachrichtentechnik und beschäftigt sich hier mit Watermarking, worüber er eine Diplomarbeit schreibt, sehr viel Freizeit scheint ihm dabei nicht zu bleiben. Im unteren Stockwerk wohne ich und zwei weitere Studenten, die hier ein Praktikum machen, einer davon ist Ingo, der andere Anton. Beide kommen aus der Wirtschafts/BWLer-Ecke.

So, damit wären wir am heutigen Tage, Samstag, angekommen. Das Wetter hat sich etwas gebessert und ich werde später mal die Umgebung etwas erkunden und endlich mal ein paar Bilder machen, die ja bisher etwas dünn gesäht sind. Aber erst einmal ein Bild vom CRCG, quadratisch praktisch sozusagen. Das CRCG sitzt nur im mittleren Stockwerk, dorthin gehts nur per Aufzug. Ganz nett ist die Raumaufteilung, weil man irgendwie im Kreis gehen kann. In der Mitte ist das Hauptlab mit bestimmt dreissig Computern ansonsten hats viele Büros und ein paar kleinere Konferenzräume sowie die bereits erwähnte Bibliothek und Cafeteria.

So, und jetzt geh' ich Mittagessen und danach schau' mer mal weiter, wie das Wetter so ist aber Providence Downtown ist eigentlich fällig.

Weiter gehts folglich im Teil 2.