2004: Urlaub in der Provence (Frankreich)

Eigentlich bin ich kein Fan von Frankreich, aber eines muss man ihnen lassen: Es gibt dort ein paar echt nette Ecken! Keiner ist nun so verrückt und nimmt sich Frankfreich als Ganzes vor, deshalb haben wir uns als erstes Frankreichziel die Provence ausgeguckt. Anstatt wieder von Herberge zu Herberge zu fahren, haben wir uns diesmal für ein nettes Ferienhaus in Saint-Remy-de-Provence entschlossen. Wenn man nicht gerade die Hauptsaison nimmt ist das durchaus eine sehr bezahlbare Alternative. Die Haushälfte ist recht gross mit massiven Mauern, damit ist es auch an heisseren Tagen noch angenehm kühl drinnen. Im unteren Stockwerk gibts eine grosse Essecke und ein Wohnzimmer, ein Klo und eine Küche. Direkt vor dem Eingang hat man dann noch eine Veranda, die wir eigentlich für jede Mahlzeit dem Esszimmer vorzogen. Im oberen Stockwerk ist noch ein großes Bad und drei Schlafzimmer untergebracht, eines der Schlafzimmer war abgeschlossen, da wir nur zu viert waren. Den Swimmingpool haben wir nicht sehr oft in Anspruch genommen, da es abends im September doch schon relativ kühl war - in wärmeren Monaten wäre dieser aber sicherlich sehr begrüßenswert gewesen. Die Gastfamilie war sehr freundlich, konnte allerdings nur französisch sprechen, was mit unseren paar Brocken manchmal etwas schwierig war.


Unser Ferienhaus nebst Swimmingpool

Wir haben also nun das Ferienhaus als "Basis" genommen und in den zehn Tagen die vier Himmelsrichtungen von dort aus erkundet. Netterweise hatte uns mein Bruder für den Urlaub seinen Opel Omega zur Verfügung gestellt, der mehr als genug Platz bot und die nahezu essenzielle Klimaanlage besaß ohne die wir an manchen Tagen wahrscheinlich eingegangen wären.

Der erste Tag verlief recht unspektakulär mit der länglichen Hinfahrt aus Deutschland. Wohlbehalten angekommen schauten wir uns noch kurz Saint-Rémy an um danach erschöpft in unsere Betten zu fallen.

Am zweiten Tag fuhren wir nach Les Baux - einer Burgruine, die eine einmalige Lage auf einem flachen Berg aufweist. Auf dem Weg von Saint-Rémy dorthin trifft man beiden Bauwerke Les Antiques. Sie gehören zur Siedlung Glanum, einer zerstörten griechisch-römisch Siedlung, die ebenfalls (zumindest theoretisch) besichtigt werden kann. Wie es der Zufall bzw. die Umstände wollten scheiterten unsere drei Versuche uns das Gelände auch mal von innen zu betrachten an geänderten Öffnungszeiten oder anderen Dingen.


Ein Teil der Les Antiques bei Saint-Rémy

Les Baux

Tag drei führte uns nach Avignon, einer recht großen Stadt, die viele Sehenswürdigkeiten zu bieten hat. am bekanntesten ist sicherlich der Papstpalast. Die Brücke bei Avignon, die viele wahrscheinlich aus dem entsprechenden Musikstück kennen, würde ich eher als Touristenfalle bezeichnen - hoher Eintrittspreis für nix besonderes zu sehen. Empfehlenswert hingegen ist das auf der anderen Rhône-Seite gelegene Villeneuve-lès-Avignon. Von dem Fort St. André hat man einen guten Blick nach Avignon und direkt um die Ecke ist das unbekannte aber sehr nette Kloster Chartreuse du Val de Bénédiction.


Der Papstpalast in Avignon (Panoramaaufnahmen sind nicht so einfach, draufklicken für große Version!)

Die Brücke von Avignon

Am vierten Tag bot sich die Gelegenheit den Wochenmarkt in Saint-Rémy zu besuchen. Neben viel Fisch waren vor allem die Gewürze eine (bunte) Augenweide. Um etwas Kraft für die nächsten Tage zu tanken, verbrachten wir den restlichen Tag am Swimming Pool.

Am fünften Tag ging es über Fontaine-de-Vauclause nach Gordes. Diese Stadt liegt sehr malerisch auf einer Bergkuppe. Das Schloß soll sehr sehenswert sein, allerdings war die Parkplatzsituation nicht gerade sehr gut und wir fuhren weiter zum Kloster Senanque, welches für seinen Lavendelanbei berühmt ist. Leider haben wir die Lavendelblüte um ein paar Wochen verpasst und die Führung schien auch nicht so interessant zu sein. Ebenfalls nicht sonderlich weit entfernt liegen die Iglu-Artigen Hütten von Bories.


Gordes

Bories

Sicherlich das absolute Highlight der Region stellt Roussillion dar. Die stark ockerhaltige Erde dort ist ein begehrter Rohstoff zur Farbherstellung.

Das erste größere Ziel des sechsten Tages stellte die im zehnten Jahrhundert erbaute Abtei Montmajour da. Ein riesiges Gebäude von dem noch einiges erhalten ist. Ein Besuch, vor allem des Kreuzgangs lohnt sich.

Nachdem wir die Abtei ausgiebig erkundet hatten ging es weiter zu unserem eigentlichen Tagesziel: Arles. Diese mit 51000 Einwohnern wieder mal etwas größere Stadt hat eine Unmenge beeindruckender römischer und mittelalterlicher Baudenkmäler zu bieten. Allem voran sicherlich die Arena, die noch heute für viele Veranstaltungen genutzt wird.

Bisher hatten wir uns die nähere Umgebung (max. 60km) von Saint-Rémy angeschaut. Um jedoch auch einmal etwas vom Mittelmeer zu sehen, beschlossen wir als Tagesziel für den siebten Tag Cassis zu wählen, welches unterhalb von Marseille liegt. Cassis liegt eng gedrängt in einer Bucht und dient vor allem den Bewohnern aus Marseille als Naherholungsgebiet. Von dort kann man einer teilweise recht waghalsigen Straße folgend an den hohen Klippen zum Meer entlangfahren (Corniche des Cretes und genießt von dort einen Blick auf Cassis.

Da unser Urlaub für zehn Tage geplant war, jedoch die Ferienhäuser immer noch Wochenweise gebucht werden können, hatten wir beschlossen, die verbleibenden zwei Nächste in Hotels zu verbringen. Als ersten Ziel wählten wir Aix en Provence. Der Einfachheit halber wählten wir ein Hotel der Kette Campanile, welches zwar relativ hässlich war aber ansonsten sauber und vernünftig ausgestattet.

Um das Gepäck erleichtert gings dann am Tag acht zum Aqueduc de Roquefavour. Dieser relativ unbekannte Aquädukt ist neueren Datums (1842) und wurde nach dessen Vorbild, dem bekannten Pont du Gard erbaut. Mit etwas Glück fanden wir eine Parkmöglichkeit und erkundeten das Bauwerk (welches man wohl eigentlich nicht betreten darf) von der Nähe.

Mit dem Auto fuhren wir dann weiter zum Oppidum Entremont, wo man immerhin noch die Grundmauern einer keltischen Siedlung betrachten konnte.

Das Ziel für Tag neun war Tarascon. Der Weg dorthin führte uns über Grottes de Cales. Diese prähistorische Höhlensiedlung wurde noch im Mittelalter als Zufluchtsort verwendet.


Grottes de Cales

Tarascon liegt am linken Ufer der Rhône, direkt auf der anderen Seite findet man das ebenfalls recht nette Städtchen Beaucaire. Diesmal wählten wir als Unterkunft ein kleines Hotel an der Hauptstraße von Tarascon welches sich als echter Glücksgriff herausstellte - mehr dazu später. Nach dem Ausladen des Gepäcks gings erst mal weiter zum Pont du Gard. Dieser Aquädukt wurde im Jahre 19 v. Chr. erbaut und transportierte Wasser von den Quellen bei Uzès nach Nîmes. Dieses riesige Bauwerk scheint bei Touristen so beliebt zu sein, sodaß die französische Regierung sich genötigt sah, einen riesigen Parkplatz nebst Besucherzentrum in die Gegend zu klatschen. Der Eintritt wird folglich gleich beim Parken kassiert und man darf sich dann mit den Unmengen anderer Besucher zu Fuß zum Pont begeben. Nachdem wir uns genug darüber aufgeregt hatten, musste man jedoch schon sagen, daß dieses Bauwerk eine sehr mächtige Ausstrahlung hat - wenn da nicht dieses Baugerüst wäre...


Pont du Gard - wieder als (etwas gelungeneres) Panorama und wieder zum draufklicken

Nach einem Abstecher nach Uzès (ebenfalls ein nettes Städtchen) gings wieder zurück nach Tarascon und zu unserem Hotel über das ich ja noch ein paar Worte verlieren wollte. Geführt von einem schwulen Pärchen war mit viel Liebe zum Detail eingerichtet. Das Frühstück gab es mit allen anderen Gästen an einem großen Tisch bei gedämpfter, klassischer Musik.

Tarascon wurde bereits 48 von den Römern gegründet und wurde durch seinen legendären Drachen berühmt, der Reisende verschlungen haben soll. Glücklichweise konnte ich meine Freundin aus den Klauen des Drachen retten und wir konnten unsere Reise fortsetzen.

Tag zehn war der letzte Tag vor der länglichen Fahrt zurück nach Deutschland. Nachdem wir uns in Tarascon noch das Chateau du Roi angeschaut hatten ging es nach Nîmes. Leider war uns an diesem letzten Tag das Wetter nicht wohlgesonnen und nachdem wir uns ordentlich vom Regen haben durchweichen lassen sind wir relativ schnell wieder zurück nach Tarascon. Von dort gings dann am nächsten Tag wieder zurück.


Nîmes - Maison Carree

Als Reiseführer haben wir den Baedeker Provence Côte d'Azur verwendet, den ich sehr empfehlen kann.

2005 mg

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